Regionspokal Herren: 1. Herren erreichen Finale – Andre Lukatis dreht gegen Lennart Grams nach 0:6-Rückstand im fünften Satz das Spiel
Adler Hämelerwald – Turnerschaft Hannover 1852 6:4 (23:17). Am Ende verließen die Turner fluchtartig die Halle am Riedweg. Sie hatten die Nase gestrichen voll. Nicht nur, dass sie eine 4:1-Führung verspielt hatten, nein, sie hatten sich auch mental auf eine ungewohnte Atmosphäre einstellen müssen.
Denn Adlers Andy Oschem, Mannschaftsführer der 1. TT-Herren und gleichzeitig Fan-Beauftragter der 1. Fußball-Herren, hatte die Fußballer gebeten, die TT-Adler in diesem Halbfinale zu unterstützen. Und die waren dem Ruf gefolgt und unterstützten ihre Adler lautstark, und zwar so, wie sie es beim Fußball gewohnt sind.
Das war für die Akteure an den Tischen ungewohnt, wobei die Adler den Vorteil hatten, dass Kantenbälle und Netzroller gegen sie nicht bejubelt wurden. Denn die Turner hatten keine Fans mitgebracht. Doch zum Spiel:
Die Adler wollten unbedingt nach Berlin, wenn ihr Berlin auch nur Berenbostel heißt, und pokerten. Uwe Lukatis wurde nur im Doppel eingesetzt, Marco Schubert spielte deshalb nur Einzel.
Die Maßnahme brachte nicht den erhofften Erfolg. Zwar besiegten Andy Oschem/Rene Miglitsch Beermann/Wissel in vier Sätzen (-12,5,6,7), aber Andre Lukatis/Uwe Lukatis unterlagen Grams/Hassan in vier Sätzen (8,-8,-7,-4).
Oben konnte Andre Lukatis gegen Michael Hassan nur den ersten Satz für sich entscheiden (4,-5,-8,-9) und Rene Miglitsch verspielte gegen den Linkshänder Lennart Grams eine 2:0-Satzführung (7,9,-9,-12,-7). „Rene hat vier Aufschlägfehler gemacht“, ärgerte sich Vater Ernst.
Als dann auch noch Andy Oschem gegen Stefan Wissel in vier Sätzen verlor (-9,-10,5,-6), waren die Adler praktisch am Boden. 4:1 führten die Gäste aus der Landeshauptstadt.
Jetzt stand Marco Schubert gegen Noppenmann Kai Beermann schwer unter Druck. Der Oldie kam mit dieser Situation überraschend gut zurecht und ließ Kai zwei Sätze lang keine Chance. Kai stellte jedoch sein Spiel um und erreichte den fünften Satz. Beim Stand von 4:4 riss der nächste Ballwechsel die Fans von den Bänken, unzählige Male ging der Ball hin und her, einmal stand der Adler vor dem Punkt, dann wieder der Turner. Am Ende durfte Schubert jubeln und beim Stand von 5:4 die Seite wechseln. Ein fast ebenso wichtiger Ball dann nur einen Punkt später. Kai Beermann ließ einen Angriffsball los, den Marco Schubert nur mit äußerster Mühe und dazu nur als Ballonball retournieren konnte. Und der Ball fiel genau auf die Seitenkante, unerreichbar für Kai – 7:4. In der Halle war der Teufel los. Die Fans waren aus dem Häuschen, klatschten, johlten, riefen immer wieder „Adler, Adler“. Es war, als hätte Manuel Neuer einen unhaltbaren Ball gehalten. Für Kai Beermann war das zuviel. Er verlor jede Konzentration und gab die nächsten Punkte fast kampflos ab (-8,-4,9,10,-5).
Und dann kam das Schlüsselspiel: Andre Lukatis – Lennart Grams. Andre führte 2:0 nach Sätzen und konnte nicht nachlegen, er musste in den fünften Satz. Hier lag er schnell 0:6 hinten und kam auf 6:6 heran. Hoffen, Bangen, Rufe – es knisterte in der Luft. Es wurde noch schlimmer. 10:8 führte Lennart Grams und musste zwei Netzroller hinter einander hinnehmen. Jetzt glich die Halle einem Tollhaus. Und es gab noch eine Steigerung. 13:12 führte Andre und Lennart griff an, drängte den Adler vom Tisch. Der brachte einen Schuss nach dem anderen zurück, es waren wohl vier oder fünf. Jeder war eigentlich gut für einen Punkt. Aber der Adler hatte ein Super-Auge und eine Super-Antizipation und machte sensationell den Punkt zum 14:12 (9,3,-9,-6,12).
Am Nebentisch spielten derweil Rene Miglitsch und Michael Hassan, deren Nerven von den ständigen Zwischenrufen arg strapaziert wurden, weil natürlich alle auf das Spiel der beiden Spitzenspieler schauten. Rene Miglitsch hatte schließlich die besseren Nerven und siegte knapp in drei Sätzen (6,12,10).
Vor den letzten beiden Einzeln begann das Rechnen. Es stand 4:4 und 17:17 nach Sätzen.
Mit dieser Situation schienen die Adler besser zurechtzukommen als ihre Gegner. Beide, Andy Oschem und Marco Schubert, führten schnell 2:0 nach Sätzen. Damit war klar. Wenn einer von den beiden gewinnt, fahren die Adler nach Berlin.
Andy Oschem war dann der erste, der den Sack zumachte (9,3,6 gegen Kai Beermann). Als Stefan Wissel das sah, verschlug er im dritten Satz beim Stand von 14:15 einen leichten Ball und beendete damit das Spiel (-7,-3,-14).
Unbeschreiblicher Jubel herrschte danach in der Halle, den, wie oben berichtet, die Turner nicht mehr miterleben wollten.